Lebenslinien
Wir alle haben unsere Lebenslinien, auf denen wir uns wie auf einer Fahrt durchs Leben bewegen. So ist unser aller Lebensfahrt vergleichbar mit einer Fahrt eines Zuges. Wir finden uns in ihm mit unserer Geburt vor. Und einmal wird unsere Fahrt in dieser Welt endgültig zu Ende sein. Dazwischen gibt es viele Halte, wo Menschen in unser Abteil zusteigen, andere uns wieder verlassen. Und manchmal geht es langsam voran oder zu eintönig, manchmal fast zu schnell, oft mit viel Freude, aber auch mit Getöse, leider auch mit Schmerz.
Unser Zug fährt auf dem Gleis des Glaubens an Gott. Auf anderen Strecken zu fahren ist für uns genauso unvorstellbar wie der Aufenthalt in anderen Wagen als dem mit Namen „evangelische Kirche“. In diesem Zug, vor allem in diesem Wagen begegnen wir vielen Menschen. Mit unserer Familie, weiteren Verwandten und lieben Freunden bewohnen wir ein Abteil, sind besonders füreinander da und machen manches zusammen. Doch geht jeder auch seinen eigenen Interessen und Hobbies nach: der Musik, dem Nachsinnen biblischer Texte, Vereinstätigkeit, dem Fotografieren und vielem mehr.
Mit dieser Internet-Seite gewähren wir einen winzig kleinen Einblick in unser Abteil.
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Gedanken zum Monatsspruch Januar 2021, Ps 4,7
Viele sagen: "Wer wird uns Gutes sehen lassen?" HERR, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! (Monatsspruch)
Der Psalmbeter lebt mit vielen anderen in wohl schwierigen Zeiten. Was es ist, das sie so klagen lässt, wissen wir nicht. Jedenfalls ist es wohl nichts Gutes und erschwert ihr Leben.
Unwillkürlich denke ich an unsere jetzige Situation, hervorgerufen durch die Covid-19-Pandemie. Sie hat das Leben großer Teile der Weltbevölkerung kräftig durcheinander geschüttelt. Ende des Jahres 2020 sind fast 79 Million Menschen am Virus erkrankt. Und etwa 1.750.000 haben die Krankheit nicht überlebt. Unsägliches Leiden der Betroffenen– große Trauer bei den Angehörigen der Verstorbenen. Nicht zu zählen sind die Vielen, die durch die verordneten Einschränkungen in große persönliche und existenzielle Notlagen geraten sind. Oder auch die, die ihren Alltag und den ihrer Familie komplett umstellen müssen und jene, die in Schulen sowie anderen Bildungseinrichtungen und in der Kultur jeden Tag neu improvisieren müssen, immer mit der Angst, von einem Tag auf den anderen schließen zu müssen, selbst angesteckt zu werden oder andere anzustecken.
Ich höre viele Menschen so oder so ähnlich klagen: Das Jahr 2020, es ist ein schlimmes Jahr, das man ganz schnell vergessen sollte.
Ja, es war ein schlimmes Jahr, in dem den meisten von uns viel abverlangt und zugemutet wurde. Und dass wir nun unsere Hoffnung auf einen hochwirksamen Impfstoff setzen, ist nur zu verständlich. Denn die Zahlen der Neuinfizierten, Schwerstkranken und Verstorbenen steigen besorgniserregend weiter. Jeder aber will schließlich wieder ein halbwegs normales Leben führen.
Erfurt 01.03.2020: Lohengrin
„Ein Wunder! Ein Wunder! Ein Wunder ist gekommen…“
Für die Protagonisten, Margrethe Fredheim und Uwe Stickert, grenzt es vielleicht wirklich an ein Wunder, dass sich ihre Herzenswünsche, Elsa und Lohengrin singen zu dürfen, erfüllt haben. Es ist für beide die erste Wagner-Partie und die Debüts gelangen!
Uwe Stickert kenne ích seit vielen Jahren als Solist in Oratorien, Passionen, Kantaten und Motetten und staunte, als ich von seiner Besetzung erfuhr. Da erst begann ich zu realisieren, dass er quasi „nebenbei“ eine sehr kluge Entwicklung im Bereich der Oper genommen hat: über Rodrigo, Ferrando, Ernesto (Weimar), Tamino, Belmonte (Weimar und Erfurt), Don Ottavio (Münster), David , Steuermann (Budapest), Titus und Idomeneo (Würzburg ), Flamand (Innsbruck), Heinrich (Lanzelot) in Weimar und Erfurt und einige weitere Rollen aus dem französischen Repertoire (Gounod, Meyerbeer). Uwe Stickert ist längst in der Oper angekommen. Im März folgt der Florestan in Cottbus.
Seine helle Stimmfarbe mit metallischem Kern, der zur Attacke fähig ist, seine perfekte Phrasierung, seine strahlenden nie gefährdeten Höhen und absolute Wortverständlichkeit machen seinen Lohengrin zum Genuss!
Margrethe Fredheim als kongeniale Partnerin mit schon nicht mehr „nur“ lyrisch-leichtem, sondern starkem, strahlendem Sopran meistert die Partie ebenso gut. Wie richtig, dass Intendant Guy Montafon ihr sie zugetraut hat. Es ist die bisher größte Rolle der gebürtigen Norwegerin, die seit der Spielzeit 2015/16 zum Erfurter Ensemble gehört.
In einem Interview mit der Thüringer Allgemeinen Zeitung vom 31.1.2020 ist nachzulesen, dass Wagner für sie überhaupt der Grund gewesen sei, warum sie Sängerin wurde – nach einer Tannhäuser-Aufführung in Oslo war das alternativlos. Aber der große Respekt vor ihm ist geblieben. Drei Stunden ist Elsa auf der Bühne, da sind volle Präsenz und Konzentration erforderlich. Optisch bleibt sie in der Inszenierung, anfangs barfuß im weißen Kleid, die Menschlichste unter seltsam gleichgeschaltet wirkenden „Cyborgs“ der Zukunft.
Weimar 12.05.2018: Tannhäuser
Es gibt doch noch Neues unter der Sonne! Zumindest, was den Venusberg betrifft. Meinte ich noch, schon alles gesehen zu haben - das rüschige Boudoir (sehr oft!), die pure Rotlichtszene, aber auch eine Venus im Tierkäfig (Baumgarten, Bayreuth), als männermordender Vamp in einer riesigen goldenen Schale (die Dresdner sagten „Suppenschüssel“ dazu) und in einem Berg von Fleisch (aktuelle Münchner Inszenierung von R. Castellucci) - so wurde ich von Maximilian von Mayenburg eines Besseren belehrt.
Als sich der Vorhang zum Baccanal öffnet, starre ich ungläubig auf kugelrunde, große, rot geäderte Eier. Plötzlich zuckt es in einem Ei und es beginnt ein Schlupfvorgang, nach und nach auch in den anderen zehn oder zwölf. Dazwischen sitzt Venus (Sayako Shigeshima) in einem weiten, roten, mit Rosenapplikationen verzierten Rock und schaut mit seligem Lächeln zu. Sie schlüpfen - und wie sie schlüpfen! Mit welcher Mühsal und Grazie zugleich sie sich der Latex-Eihüllen entledigen, dafür verdient die Statisterie besonderen Applaus! Schade, dass ich darüber die Musik gar nicht mehr wahrgenommen habe, ihr Pulsieren, ihr e fiebrige Sinnlichkeit und ihre prickelnde Erotik.
Die androgynen Wesen kriechen dann unter den weiten Venus-Rock und vergnügen sich dort sichtbar pulsierend.
Erfurt 08.04.2018: Der fliegende Holländer - "Erfurter Fassung"
Joachim Lange (nmz, 30.3.18) titelt seinen Premierenbericht „Im Trockendock“ und meint damit den dunklen, U-förmigen Bühnenraum, mit seinen steil hochgezogenen dunklen Bretterwänden, der schmalen Eisentreppe und winzigen Luken. Es könnte, meint er wenig später, genauso gut ein imaginärer Innenraum sein.
Und schon hat er den Schlüssel zum Verständnis der Inszenierung von Guy Montavon, Intendant des Theaters Erfurt, in der Hand. Sentas Seelenraum ist karg, ihre Wünsche und Ängste hat sie mit Kreide an die Wände gekritzelt: Satan, Ewigkeit, Hoffnung, Liebe - und immer wieder Erlösung, Treue. Dass sie, in deren innerpsychisches Erleben wir 3 Akte lang blicken, logischerweise von Anfang an auf der Bühne präsent sein muss, ist nur folgerichtig. Auch, wenn das im 1. Akt hin und wieder zu irritieren oder auch nur abzulenken vermag. Ab dem 2. Akt passt es (fast) und überzeugt (weitgehend).