Im Konfirmandenunterricht gingen wir einmal der Frage nach, woran denn ein Christ zu erkennen sei. „Sie halten die zehn Gebote ein, auf jeden Fall bemühen sie sich darum“, antworteten etliche sehr schnell. „Na, die rauchen nicht und trinken nicht, nehmen keine Drogen, sind immer freundlich und hilfsbereit“, meinten auch einige. Aber das wurde nicht von allen so ohne Widerspruch akzeptiert. Ein Mädchen brachte alle sehr zum Nachdenken und löste eine lange Diskussion aus. Sie sagte: „Ich kenne so viele in meiner Verwandtschaft und andere, die in der Kirche sind – und da sind sie doch auch Christen -, die leben wie alle anderen auch, klauen, lügen, betrügen, gehen fremd, sind böse. Dass sie Christen sind, ist nicht zu merken.“
Die Konfirmanden brachten es dann sehr schnell auf den Punkt: Christ werden heißt noch lange nicht, Christ zu sein, also als Christ zu leben. Ein Christ wird man durch die Taufe und damit ein neuer Mensch, befreit von allem, was von Gott trennt, um nun ein neues Leben führen zu können – in der Gemeinschaft mit ihm und nach seinem Willen, wie wir ihn besonders aus den zehn Geboten und dem Doppelgebot der Liebe kennen. Doch so zu leben ist nicht leicht. Das Böse gibt es ja noch in der Welt. Es regiert im Weltgeschehen und zieht in verführerischer Weise die Menschen in seinen Bann – auch die Christen. Viele versuchen schon gar nicht, sich dagegen zu stellen. Wer will schon freiwillig verzichten auf das, was in der Welt zählt und erstrebenswert ist: Macht, Reichtum, Ehre, Wohlstand, Ansehen usw. Und so wird nach den Regeln und Maßstäben der Welt gehandelt. Christliche Regeln bzw. Gebote stehen aber da oft im Wege. Sie jedoch haben einen anderen Sinn, ein anderes Ziel: Sie verhelfen dazu, in der geschenkten Gemeinschaft mit Gott zu bleiben bis in Ewigkeit. Und sie verhelfen dazu, mit den Mitmenschen in friedlicher und für alle segensreicher Gemeinschaft zu leben. Das sind zwei Kostbarkeiten, die die Welt allerdings nicht zu bieten hat: das ewige Heil und die Ausbreitung göttlichen Segens in unserem eigenen Leben und in der Gemeinschaft mit anderen.
So lange wir in dieser Welt leben, sind selbst die wahren Christen - so nannte Martin Luther die, die mit großem Ernst als Christen leben wollen – nicht frei davon, nach weltlichen Gütern zu streben und dabei weniger nach dem göttlichem Willen zu fragen und das Ziel, das Gott für sie bestimmt hat, aus dem Auge zu verlieren. Deshalb müssen wir Christen immer wieder daran erinnert werden, was das Leben eines Christen ausmacht. Ein solch mahnendes Wort steht im Epheserbrief inmitten einer ganzen Sammlung von Mahnworten und ist der Spruch für den Monat Februar: Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.
Wir alle wissen, welch große Wirkung Worte haben können. Zum einen können Worte zutiefst verletzen, die Gemeinschaft mit unseren Mitmenschen vergiften und totunglücklich machen, Hass erzeugen und Rachegedanken aufkommen lassen. Selbst unbedacht Dahergesagtes macht vieles an Gemeinschaft und Beziehungen kaputt. Zum anderen entfalten die richtigen Worte aber eine gegensätzliche Wirkung: Menschen werden in ihrem Leid und Kummer getröstet. Verzweiflung löst sich auf. Sie erhalten Zuversicht, neue Kraft und neuen Mut, um neue Wege zu gehen. Worte vermitteln neue Hoffnung und geben dem Leben einen neuen Sinn. Mit Worten kann Schuld vergeben werden, die vielleicht schon über Jahre zwischen den Menschen stand. Mit solchen Worten gelingt Leben und wird der Segen Gottes ausgebreitet. Die anderen Worte machen unglücklich und führen letztlich in den Abgrund menschlicher Existenz.
Es ist also nicht belanglos, was wir reden und wie wir es sagen, wie wir übereinander reden und wie wir miteinander reden. Unsere Worte sollen den anderen nicht klein machen, sondern ihm beistehen und weiterhelfen. So werden sie zum Segen für uns alle.